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Autonomiebestreben – Wurzeln und Flügel!

Autonomiebestreben – Wurzeln und Flügel!

Bei manchen Kindern geht es früher los, bei anderen später. Das Streben nach Selbstständigkeit, nach eigenem Tun und wirksam sein. Autonomiebestreben – Wurzeln und Flügel!

Trotzphase – ein unglücklicher Begriff

Der Begriff Trotzphase ist leider absolut negativ belastet. Wenn das Wort auf dem Spielplatz fällt rollen viele Eltern mit den Augen, seufzen, betrachten wehmütig ihre Kinder und geben diverse Kommentare dazu ab. Erschöpft klingende Sätze wie: „Ja, wir sind jetzt auch soweit. Es ist sehr anstrengend und ich weiß nich, wie ich dem Herr werden soll. Das wird ja immer schlimmer!“ Oder auch oft gehört: Bestimmendes, leicht agressives „Ja, die Trotzphase. Bei uns knallts jetzt jeden Tag, manchmal auch mehrmals. Ich lass mir doch nix gefallen, sie wird sich schon umgucken, wenn sie nicht hört. Ich lass mir doch nicht auf der Nase herumtanzen.“

Die Zeit, in der die Kinder anfangen, Dinge selbst machen und selbst bestimmen zu wollen, fängt mal früher oder später an, aber sie geht durchgehend durch die ganze Entwicklung! Noch bis zum Tag, an dem sie ausziehen, vielleicht sogar darüber hinaus. Es ist ein großer und langwieriger Prozess, erwachsen zu werden. Das geht nicht von heute auf morgen nach dem Motto: So, jetzt bist du 18, kannst machen, was du willst, deine eigenen Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen alleine klarkommen.

Autonomiebestreben zum Selbstschutz

Alle Kinder haben von Grund auf einen Gemeinschaftssinn. Sie möchten Teil der Gemeinschaft sein und in ihr wirken. Sie möchten selbstwirksam sein und gesehen werden (nicht gelobt, sprich: nicht bewertet, einfach wahrgenommen). Von klein auf haben sie ein großes Interesse daran, dass es der Gemeinschaft gut geht, bedeutet sie doch Schutz und Geborgenheit für sich selbst. Je größer sie werden desto mehr erkennen sie, wieviel Arbeit im Erhalt einer guten Gemeinschaft steckt. Und sie möchten gern ihren Teil beitragen! Und dieser Teil wächst mit dem Ehrgeiz unserer Kinder stetig mit.

Lernen lassen und scheitern zulassen!

Wir sollten unsere Kinder so weit wie möglich Dinge selbst erledigen lassen. Wenn sie laufen können, können sie zum Beispiel allein ihre Tasse in die Küche tragen. Die meisten werden keine wertvollen Tassen im Schrank zum Gebrauch haben, also habt keine Angst davor, dass mal eine zerbricht! Dann ist sie eben kaputt. Nur so kann das Kind auch erkennen, dass Dinge kaputt gehen können, wenn sie runterfallen. Unser Gerede und „Vorsicht!“ und „Pass auf!“ nutzen da wenig und sind schnell abgenutzte Phrasen, die überhört werden.

Es müssen Dinge kaputt gehen dürfen. Und das Kind muss auch mal an etwas scheitern. Lasst sie Dinge selbst ausprobieren und vor allem: zeigt ihnen nicht ständig den Weg. Sie kommen auf sehr viele Dinge selbst oder beobachten euch sowieso und ahmen euch nach. Aber es wird euch überraschen, welche schlauen Möglichkeiten, Dinge zu erledigen, ihnen einfallen, an die ihr nicht gedacht hättet. Manchmal viel einfachere und unkompliziertere Wege als unsere!

Und wenn mal etwas nicht funktioniert, dann tröstet euer Kind und ermutigt es, es noch einmal zu versuchen. Nehmt ihm die Tasse nicht aus der Hand, wenn es sie selbst in die Spülmaschine räumen möchte. Lasst sie es selbst tun! Ihr Selbstwertgefühl wird davon profitieren und sie fühlen sich nützlich und als wirksamer Teil der Gemeinschaft. Das ist ein Grundbedürfnis!

Wann es zum Kampf kommt…

Zum Beispiel, wenn ihr entgegen der oben beschriebenen Vorgehensweise dem Kind alles abnehmt, es nichts selbst machen lasst. Es fühlt sich nutzlos und sein Selbstwertgefühl sinkt in den Keller. Dies führt zu wahnsinniger Unzufriedenheit, Frust, dann auch Wut. Und diese grundlegenden Gefühle führen oft zu Verhaltensweisen, die in unserer Gesellschaft nicht erwünscht sind. Schlagen, treten, beißen, einfach auffällig werden. Die Kinder möchten hierdurch Aufmerksamkeit auf sich und ihr Problem lenken! Und sie haben ein großes Problem, wenn ihr Grundbedürfnis nach Selbstwirksamkeit nicht gestillt ist.

Es gibt auch im Kleinkindalter eine Phase, in der die Kinder zum Beispiel noch nicht genau wissen, wie sie Kontakt zu einem anderen Kind aufnehmen sollen, oder sie können es sprachlich einfach noch nicht. Dann beißen oder hauen manche Kinder auch. Dies ist allerdings ein völlig normales Verhalten und muss einfach nur eng begleitet werden. („Ich sehe, dass du Valerie gehauen hast, das ist nicht in Ordnung. Möchtest du sie fragen, ob sie mit dir spielt? Komm, wir fragen sie gemeinsam.“)

Lasst eure Kinder wachsen!

Haltet sie nicht klein, indem ihr ihnen sagt, was sie nicht können. Oder Aufgaben abnehmt, die sie schon lernen könnten, ihr aber Angst habt, dass etwas kaputt geht (nichts wertvolles) oder sie sich vielleicht im schlimmsten Fall verletzen könnten (dann dürften sie ja garnicht aus dem Bett aufstehen…). Gebt ihnen auch genug Zeit, um Dinge zu erledigen, sie brauchen einfach länger als wir mit unseren zig Jahren Lebenserfahrung. Eure Kinder wachsen mit jeder Aufgabe, die sie selbst erledigen können! Unserer Großen ist bisher nur eine einzige Tasse kaputt gegangen, die Kleine hingegen schmeißt öfter mal was runter, das zu Bruch geht. Wir haben kein teures Geschirr und sie bekommt es oft! Traut euren Kindern Dinge zu! Wenn ihr es unterbindet, dass sie sich ausprobieren, scheitern und dabei Dinge lernen können, so bleibt ihr Selbstvertrauen ganz klein. Sie werden sich immer ein wenig hilfslos und nutzlos fühlen, obwohl sie sehr kompetent sind.

Bestärkt sie immer!

Gerade dann, wenn ihr selbst anderer Meinung seid. Unsere Kinder müssen ihre eigenen Wege gehen, eigene Entscheidungen treffen, eigene Fehler machen. Wenn sie aber wissen, dass sie jederzeit geliebt und unterstützt werden (Wurzeln 🌳), egal, was vorgefallen ist, dann werdet ihr auch immer eine gute Beziehung zu ihnen haben. Sie werden eure Ratschläge ernst nehmen, überdenken, und mit in ihre Entscheidungsfindung einfließen lassen. Aber dennoch werden sie sich so entscheiden, wie sie selbst es wollen (Flügel 🦋). Und genau so muss es auch sein! 💚

Hier auch nochmal ein toller Artikel von Susanne Mierau von Geborgen wachsen zum Thema: Autonomie und Kinder – Über Phasen, die keine Phasen sind

By Corinna Worf

BEziehung statt ERziehung! 💚
Ich bin gelernte Bürokauffrau und habe schon einige Jobs in diesem Bereich ausgeübt, bevor ich Mutter wurde. Als dann meine erste Tochter geboren wurde habe ich mich sehr verändert und mein Leben und meine Prioritäten neu geordnet.
Es ist mir eine Herzensangelegenheit, unser Zusammenleben als Familie bedürfnis- und bindungsorientiert zu gestalten und somit meinen Kindern eine wundervolle Zeit mit uns zu bieten!
Diesen Blog möchte ich schreiben, um noch mehr Müttern, Vätern und anderen Interessierten die Möglichkeit zu bieten, unseren Familienalltag kennenzulernen. Wir hinterfragen jeden Tag unsere "gelernten" Verhaltensweisen und versuchen, die nicht so guten durch liebevolle und zugewandte Muster zu ersetzen. Dies gelingt mal mehr, mal weniger gut.
Aber durch konsequentes Üben schaffen wir das mittlerweile richtig gut! 🌻

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