BO, bindungs- und bedürfnisorientiertes Zusammenleben ist zu einem Teil unseres Lebens geworden. Wie setzen wir das zu Hause um? Was bedeutet mir BO?
Es anders machen…
Als ich schwanger wurde mit meiner ersten Tochter ging es von allen Seiten direkt los. Tue dies, das aber nicht. Verwöhn das Kind nicht. Es tanzt dir auf der Nase rum. Schreien lassen kräftigt die Lunge. Schreien lassen härtet ab. Und der schlimmste Satz von allen: Du sollst dein Kind ERZIEHEN, NICHT VERZIEHEN!
Ich kann garnicht sagen wie ätzend ich diese Ratschläge alle fand. Angehört habe ich sie mir, habe sie bei mir behalten, bis mein kleines Wunder auf der Welt war. Und schon waren die ganzen Ratschläge nutzlos, da sie mir gegen mein Herz gingen, mein Innerstes hat sich gewehrt, solche Dinge zu tun. Gut so!
Bindungstheorie
Schon seit 1940 wurde die Bindungstheorie entwickelt und über die Jahre ausführlicher dargestellt. Viele wissenschaftliche Studien und Auswertungen aus diesen haben den Ausschlag gegeben für die ausführlichen Formulierungen von John Bowlby in den Jahren 1969, 1973 1980, der zusammen mit James Robertson und Mary Ainsworth die Bindungstheorie entwickelte.
Diese besagt, dass ein Säugling bereits ein angeborenes Bedürfnis danach hat, eine emotionale Bindung zu seiner Bezugsperson herzustellen. Diese Bindung hat die körperliche und seelische Unversehrtheit zur Folge, da sich die Bindungsperson des Säuglings annimmt und ihn versorgt. Im Laufe des Lebens kommen mehr Bindungspersonen hinzu und die Verbindungen verändern sich (z.B. Partnerschaft).
Bonding!
Zum Glück wurde auch in der Klinik, in der ich entbunden habe, direkt viel Wert auf Bonding gelegt. Nach meinem Kaiserschnitt hat nun erstmal Papa das kleine Wunder auf der Brust liegen gehabt. Dann kam ich und unsere Reise begann. Kennenlernen im Krankenhaus, dann nach Hause ins Wochenbett und bis heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich meinen Kindern nicht sage, wie sehr ich sie liebe. Aber nicht reden ist gold, sondern TUN!
Liebe, Geborgenheit, Fürsorge, Liebe und Liebe!
Fast alle mir zugetragenen Ratschläge waren nutzlos, meine mir anhängenden intuitiven Reaktionen, begründet durch meine Erlebnisse in meiner Säuglings- und Kleinkindzeit, waren ebenfalls nur mäßig bis schlecht zu gebrauchen. Ich fand dann zu BO (habe ich hier schonmal beschrieben).
Ein zuviel an Liebe gibt es nicht, und so handhaben wir das hier auch! Wir sind hier alle keine Befehlsempfänger. Wir reden über unsere Bedürfnisse, mal klappt es besser, mal schlechter. Fürsorge steht an erster Stelle, auch wenn es manchmal richtig anstrengend ist und ich an meine Grenzen komme. Meine Grenzen kann ich neu setzen!
Belächelt, ausgelacht, missachtet, angefeindet.
Alles schon gehabt. Da kommen dann wieder die Sprüche mit den Tyrannen. Oder sowas wie „Mir hat der Klaps auf den Hintern nicht geschadet!“. Doch, hat er! Wer in Erwägung zieht, das bei seinem Kind ebenso zu machen ist geschädigt. Auch emotionale Vernachlässigung ist eine furchtbare Sache. Wenn die Kinder Probleme haben, dann hört ihnen aufmerksam zu! Und versucht ehrlich, mit euren Kindern zusammen eine Lösung zu finden, die für alle passt! Die Kleinigkeiten scheinen im ersten Moment nichtig, aber für unsere Kinder sind sie es nicht! Und wenn ihr den kleinen „Problemchen“ kein Gehör schenkt, so werden eure Kinder mit den großen und wichtigen Dingen später mal nicht zu euch kommen.
Achtsamkeit
Ich war schon immer anders. Ruhig. Beobachtend. Außen vor. Einzelgänger. Wurde komisch genannt. Dabei war ich achtsam. Ich hatte nur kein Wort dafür. Heute kenne ich es und finde es wichtig und gut! Aufeinander acht geben, beobachten, wie der andere agiert und reagiert. Das ist meine Stärke die mir dabei hilft, mich ganz auf unsere Kinder einzulassen! Ich bin nicht oberflächlich, habe nie wirklich Zeit darauf verschwendet. Meine Achtsamkeit ist mir wahnsinnig hilfreich dabei, Bindung entstehen zu lassen! Und mittlerweile auch, mich vor schlechten Verbindungen zu schützen!
Respekt!
Für mich ist Respekt unglaublich wichtig. In meinem Leben, meiner gesamten Kindheit, habe ich so viel Respektlosigkeit erfahren, mir gegenüber und auch anderen Menschen in meiner Umgebung. Ich sollte mir als Kind den Respekt erst verdienen. Ja gehts noch? Ich bin doch nicht weniger wert als der Erwachsene Mensch! Aber dieser nimmt sich raus, permanent meine Grenzen zu überschreiten und verlangt dann Respekt von mir?
Heute ist das hier anders! Ich lege großen Wert darauf, dass alle respektiert werden. Meinen Mann nervt es manchmal, wenn ich das Wort in den Raum werfe, wenns mal nicht so läuft. Aber es ist so essentiell! Darum gehts! Keiner ist besser als der andere, jeder verdient Respekt! Auch und vor allem unsere Kinder! Wie sollen sie sonst lernen, wie das mit dem Respekt funktioniert?
Das ganze Leben läuft anders!
Bindungs- und Bedürfnisorientierung ist eine Lebenseinstellung, die sich in alle Bereiche unseres Zusammenlebens erstreckt! Auch unsere Partnerschaft wird beeinflusst. Zum Guten, wie ich finde! Weiterhin ein Paar bleiben ist für alle Eltern anstrengend, wir sind da keine Ausnahme. Aber dabei einen liebevollen und respektvollen Umgang mit allen Familienmitgliedern zu pflegen fühlt sich einfach richtig an! Wir hatten noch keinen Babysitter hier, der uns mal einen Kinobesuch ermöglicht hätte. Das werden wir demnächst mal in Angriff nehmen. Aber auch nur, weil es jetzt passt! Es ging einfach vorher nicht. Und das ist total in Ordnung! 💚
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