Bitte und Danke sind die wohl wichtigsten Worte, an denen sich ein kleines Kind in unserer Gesellschaft messen lassen muss. Kann es diese Worte schon sagen? Sagt es das auch schön „brav“ in jeder nötigen Situation? Falls das Kind das nicht tut, ist sofort Mama oder Papa hinterher wie ein Luchs und erinnert das Kind schleunigst daran, dass es sich zu bedanken hat? Lasst uns mal von vorn anfangen…
Dankbarkeit
Kinder sind dankbar! Wenn wir ihre Bedürfnisse prompt erfüllen und uns um sie sorgen und kümmern sind sie dankbar, von Anfang an. Sie zeigen uns das auch. Wenn wir genau hinschauen, können wir es in ihren Augen sehen. Die Dankbarkeit an sich ist vorhanden, jedoch ist der Weg, diese auszudrücken noch nicht „gesellschaftskonform“.
Um nun eurem Kind zu vermitteln, wie es das für alle anderen sichtbar und hörbar nach außen trägt, müsst ihr es ihm vorleben! Bitte hört auf, euren Kindern zu sagen: „Wie sagt man?“ Im jungen Alter bis 4 Jahre hat sich die Empathie bei den meisten noch nicht mal ansatzweise entwickelt, bzw. sie entsteht gerade erst. Das Kind kann sich in andere Menschen noch nicht hinein versetzen und folglich noch nicht erkennen, wann es angebracht ist, sich für etwas zu bedanken. Die nette Dame an der Wursttheke hat das Stück Fleischwurst doch ohne unser Bitten ganz freiwillig hergegeben. Warum sollte sich das Kind da bedanken? Dieser Entwicklungsschritt im Gehirn ist noch in Arbeit und dauert im Durchschnitt bis ins Grundschulalter an…
Kinder sind unsere Spiegel!
Im Zuge des Erlernens von Empathie lernen Kinder von uns, wie sie sich zu verhalten haben. Sie beobachten uns sehr genau. Wenn wir Eltern fluchen, dann ist das für sie ein normales und akzeptiertes Verhalten. Wenn wir uns bedanken, dann gilt das gleiche Prinzip. Sie spiegeln uns und unser Verhalten, weil wir ihre wichtigsten Vorbilder sind. Sie müssen dann nur über die Jahre erkennen, in welchen Situationen welche Reaktion angebracht ist. Wenn sie ihr Stückchen Wurst geschenkt bekommen, dann sind sie dankbar dafür, und in ihrem Gesicht und ihren Augen kann man das immer sehen. Sie können es vielleicht nur noch nicht in Worte fassen oder sind zum Beispiel sehr schüchtern.
Sich für das Kind bedanken!
Wir haben in allen Situationen, in denen wir einen Dank angebracht finden, uns für unser Kind bedankt. Wir haben das IMMER, also wirklich einfach IMMER so gemacht. Punkt. Bisher hat sich nie jemand auf den Schlips getreten gefühlt und zum Glück hat niemand jemals „Wie heißt das?????“ zu meiner Tochter gesagt. Es hat bis jetzt gedauert, und nun fängt sie an, die Worte Bitteschön und Dankeschön von allein zu verwenden. Dann, wenn es passt. Noch nicht immer, aber das ist ja nicht schlimm, es muss ja erst richtig erlernt werden.
Natürlich kann man seinem Kind auch beibringen, wie ein Papagei Bitte und Danke zu sagen. Die Kinder machen das dann auch, meistens mit der entsprechenden Aufforderung. Leider ist das dann aber nur eine leere Worthülse und nicht wirklich mit dem Gefühl der Dankbarkeit verbunden. Sie haben dann auswendig gelernt, dass man das dann so macht. Ihre Dankbarkeit drücken sie damit nicht aus, sondern plappern das vor, was von ihnen erwartet wird und was andere hören wollen.
Niesen und Husten – Arm vor den Mund!
In Zeiten von Corona ist das Niesen und Husten so eine Sache. Auch hier gilt das Prinzip des Nachahmens. Wenn ihr den Kindern die Reaktion „Arm vor den Mund“ immer, und zwar wirklich IMMER vorlebt, dann werden sie das von alleine lernen und übernehmen. Das dauert aber noch ein bisschen länger, zumindest hier. Unsere Große kriegt es nicht immer hin. Zu Hause finde ich das jetzt nicht so schlimm und unterwegs trägt sie ja meistens ihre schicke Maske.
Wenn wir das nun gebetsmühlenartig wiederholen, jedes Mal, wenn es nicht funktioniert hat, dann fängt unser Kind an, sich selbst in negativem Licht zu sehen. Es will ja gern immer dran denken, es genauso machen wie wir. Aber es klappt eben einfach noch nicht. Das Niesen oder Husten kommt so plötzlich und dann ist diese Körperreaktion im Vordergrund. (Was bei uns in seltenen Fällen ja auch mal vorkommt! Explosion!) Wenn wir das nun ständig anmahnen fühlt sich das Kind schlecht. Jedes Mal. „Mist (ist bei uns ein gängiges Wort), ich habe das schon wieder nicht geschafft. Ich bin so blöd. Ich schaffe das nie.“
Richtig, so wie sie sind!
Mahnt die Kleinen nicht immer und ständig an. Sie geben sich alle Mühe, uns gefällig zu sein, da wir ihre Helden, ihre Beschützer und ihre Lieben sind. Ermutigt sie lieber! „Beim nächsten Mal klappts!“ Und dann einmal fest Knuddeln! Das steigert das Wohlbefinden und die Kinder fühlen sich geliebt, so, wie sie sind! Nicht perfekt, nicht dressiert, sondern genau so richtig, wie sie sind! 💚